Das Kiefergelenk wird in Gelenkkörper und Gelenkkapsel unterteilt.
Hierbei besteht der Gelenkkörper aus:
Gelenkkopf (Caput mandiculae): liegt am Gelenkfortsatz des Unterkiefers (Processus condylaris) und ist mit Faserknorpel überzogen.
Gelenkpfanne: wird von der Fossa mandibularis des Os temporale gebildet und ist ventral ebenfalls mit Faserknorpel überzogen, während der dorsale Anteil anders als der ventrale extrakapsulär liegt und mit Bindegewebe bedeckt ist. Ventral ist sie vom Tuberculum articulare begrenzt.
Gelenkscheibe (Discus articularis): teilt das Kiefergelenk in zwei Kammern: 1. eine kraniale diskotemporale und 2. eine kaudale diskomandibuläre Kammer. Der Diskus selbst teilt sich in: Intermediärzone aus straffem Bindegewebe und einem vorderen und hinteren Anteil aus Faserknorpel. Zusätzlich ist er gut im Gelenk fixiert, da er mit der Gelenkkapsel und der Fossa mandibularis (hier insbesondere mit dem dorsalen Anteil) verwachsen ist.
Discus articularis mit bilaminärer Zone
Die sog. „bilaminäre Zone“ wird vom dorsalen Anteil des Kiefergelenks gebildet. Sie stellt einen bindegwebigen Bereich, welcher sich in zwei Blätter aufteilt:
Stratum superius: aus lockerem Bindegewebe
Stratum inferius: aus straffem Bindegewebe
Zwischen diesen beiden Blättern ist das Genu vasculosum eingelagert, welches ein Polster aus Fettgewebe darstellt, in dem viele Nerven und Blutgefäße enthalten sind.
Die bilaminäre Zone spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Discus articularis und den Schutz des Kiefergelenks während seiner unterschiedlichen Bewegungen. Außerdem ist sie für den Stoffwechsel des Kiefergelenks unabdingbar.
Gelenkkapsel
Die Kapsel entspringt dorsal an der Fissura petrotympanica und setzt vor dem Gelenkhöckerchen an. Sie ist mit dem Diskus verwachsen und besitzt Reservefalten, die wichtig für den Ausgleich der Bewegungen sind.
Im dorsalen Teil der Gelenkkapsel befindet sich die oben beschriebene bilaminäre Zone.
Bänder
Das Kiefergelenk wird durch vier Bandstrukturen stabilisiert:
Ligamentum laterale: stellt als einzige Bandstruktur eine direkte Bandsicherung des Kiefergelenks dar, indem es seitlich den Arcus zygomaticus mit dem Collum mandibulae verbindet. Somit ermöglicht es einen Schutz bei Seitwärtsbewegungen des Gelenks.
Ligamentum stylomandibulare: zieht vom Processus styloideus zum Hinterrand des Angulus mandibulae.
Ligamentum sphenomandibulare: erstreckt sich vom Os sphenoidale bis zur Lingula mandibulae an der Innenfläche des Ramus mandibulae.
Raphe pterygomandibularis: ist ein Sehnenstreifen und trennt den Musculus buccinator vom Musculus constrictor pharyngis superior.
Mechanik des Kiefergelenks
Das Kiefergelenk ist das einzige „Doppelgelenk“ im menschlichen Körper. Ein solches Gelenk wird als Trochoginglymus (= Drehscharniergelenk) bezeichnet, da es die Besonderheit hat, gleichzeitig eine Dreh- und eine Gleitbewegung durchzuführen (kombinierte Bewegungen).
Es lassen sich drei Bewegungen des Kiefergelenks unterscheiden:
Scharnierbewegung (Abduktion/Adduktion der Mandibula): erfolgt in der diskomandibulären Kammer und wird in zwei Phasen unterteilt: 1. Am Anfang der Mundöffnung überwiegt eine Rotationsbewegung, wobei die Gelenkköpfchen um ihre eigenen Achsen rotieren (sog. transversale Rotationsachse). 2. Ab einem Winkel von 15° kommt es zu einer Gleitbewegung des Gelenkkopfs, wobei dieser entlang der Fossa mandibularis in Richtung Tuberculum articulare wandert.
Translationsbewegung (Schiebe- bzw. Gleitbewegung): erfolgt in der diskotemporalen Kammer und beschreibt das Vor- und Zurückziehen der Mandibula (Pro- und Retrusion). Bei dieser Bewegung kommt es zu einer Verschiebung der transversalen Achse nach ventral bzw. nach dorsal.
Mahlbewegung (Medio- und Laterotrusion): hier wird die Bewegung des Gelenkkopfs auf der Arbeitsseite von der auf der Balanceseite unterschieden: Während das Caput mandibulae der Arbeitsseite nach lateral wandert, wird das Caput mandibulae der Balanceseite nach ventromediale ausgelenkt, wobei hier das Gelenkköpfchen eine leichte Rotation aus seiner Pfanne heraus macht.
Scharnierbewegung – RotationScharnierbewegung- GleitbwegungPro- und RetrusionMedio- und Laterotrusion
Gefäßversorgung
Arterielle Versorgung: Das Kiefergelenk wird arteriell durch die Arteria auricularis profunda aus dem Pars retromandibularis der Arteria maxillaris versorgt.
Venöser Abfluss: geschieht über die Vena retromandibularis zur Vena jugularis interna.
Innervation
Das Kiefergelenk wird sensibel durch drei Äste des N. mandibularis (V3) versorgt: